I am Jerry

Sprockhövel ist eine Stadt im südlichen Ruhrgebiet, Nordrhein-Westfalen, gehört zum Ennepe-Ruhr-Kreis und gilt als eine Wiege des Ruhrbergbaus. Sprockhövel hat ca 25.000 Einwohner. (…) 1994 veröffentlichte der aus dem Nachbarort Hattingen stammende Zeichner Jamiri den Comic ‚Das schwarze Loch‘. Der Held des Werkes fliegt in seinem Raumschiff als erster Mensch in ein schwarzes Loch und fragt sich, ob am anderen Ende die Antwort auf alle Fragen wartet, das Nirvana oder gar Gott. Stattdessen landet er an einer verregneten Straßenkreuzung mit dem Ortsschild „Sprockhövel“. (aus: Wikipedia)
Genau so sieht Sprockhövel aus. „The Middle Of Nowhere“. Ein Ort, wie ihn die meisten Jugendlichen in Deutschland kennen: irgendwas zwischen Dorf und Stadt, zwischen Heimat und „nichts-wie-weg-hier“. Schön für Kinder, schrecklich für Teenager. Was macht man, wenn man 15, 16 ist? Man baut Mist – oder man baut eine Band. Julian (der Sänger), Timm (Julians Bruder und Schlagzeuger), Leo (der Gitarrist) und Feras am Bass entschieden sich 2008 für letzteres und gründeten I Am Jerry. Relativ schnell erspielte man sich erste Achtungserfolge, gewann Newcomerwettbewerbe, spielte die Ringrocker-Bühne bei Rock Am Ring. Und arbeitete weiter and sich und am Konzept „IAJ“. Um die Band herum gruppierte sich ein lose ‚Gang‘ von vielleicht 20 Kumpels, die für I Am Jerry kreativer Backbone, kritische Schwarmintelligenz und Bezugsquelle für allerlei Dienstleistungen sind – jederzeit bereit, Insider-Jokes zu reissen, bei einem Video mitzuspielen, Bühnendekos zu bauen… oder einfach nur im Proberaum mit den Jungs ein Bier zu trinken.

Wie weit der Team-Spirt der Gang geht, lässt sich an den ersten Videos der Band „Vollkontakt“ (link) und „Alles Muss Neu“ (link) ablesen: da werden Japanische Dojos im Maßstab 1 : 10 im Garten der Eltern aufgebaut, alte BMWs umlackiert und mit LEDs beklebt, Greenscreens zum Einsatz gebracht…. Miet-Pferde reiten über westfälische Felder, 80 Hooligans und Mädels mit Burka bilden beeindruckend-bedrohliche Kulissen. Es gibt illegale Autorennen und Flammenwerfer aus Deodosen. Selbst Kanye und Taylor schauen mal vorbei – alles „Made in Sprockhövel“.

Hier wurde scheinbar vieles richtig gemacht, denn Vice/Noisey sagen zum Vollkontakt-Clip: „endlich die neuen Kraftklub, die nächsten Bilderbuch“. Solche Gemeinschaftsleitungen funktionieren aber auch nur, wenn man den gleiche Humor hat und sich 100%ig aufeineinander verlassen kann. Und das können I Am Jerry, denn sie kennen sich schon seit Schulzeiten und haben – bei allen unterschiedlichen Einflüssen (die von Kanye über die Arctic Monkeys bis hin zu Hildegard Knef reichen) die gleichen Ideen, die ihre Band definieren: Spaß haben, musikalisch immer besser werden – proben, proben, proben. Grenzen austesten. Möglichst viel selbst machen. Mit der Gang. Letzendlich: die Musik machen, die sie bislang in Deutschland vermissen.

Vor einigen Monaten erregten sie die Aufmerksamkeit von Warner Music, die den Jungs schlauerweise lange Leine liessen, sie aber mit Eki von Nice im Bochumer Kanal24 Studio zusammenbrachten. Man verstand sich, hatte den gleichen Humor (Stichwort: „Insider“) und die Zusammenarbeit mit einem Profi boostet die Kreativität der Band ein weiteres Mal. Und wenn ihr Euch – verständlicherweise – fragt, woher der Bandname „I Am Jerry“ kommt. Es ist ein weiterer Insider-Joke. Der Name stammt aus dem Science Fiction-Film „Sphere“, einer Michael Crichton-Verfilmung, in der es geht um ein Raumschiff geht, das auf der Erde gefunden wird. Nein, (leider) nicht in Sprockhövel…

Fotocredit: Christoph Voy

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